Ich sitze gerade gemütlich im Wohnzimmer mit einer Tasse Tee und einer Kuscheldecke. Um Fünf Uhr Nachmittags ist es bereits dunkel draußen, denn heute Nacht wurde die Uhr auf Winterzeit umgestellt. Meine Lieblingsjahreszeit hat endgültig begonnen- nicht!
Normalerweise würde ich langsam meine Winterjacke und meine warmen Ugg-Boots heraus kramen, um mich für die nächsten 5 Monate (mindestens!) zu rüsten. Jedesmal stelle ich mit Erschrecken fest, wie lange diese ungemütliche Jahreszeit eigentlich andauert und frage mich wieso es nicht einen mindestens genauso langen Sommer gibt. Und damit meine ich einen richtigen Sommer.
Stattdessen sitze ich hier und überlege, wie viel Tuben Sonnenmilch ich einpacken soll, ob LSF 30 genügt oder ob ich mit meiner hellen Haut doch lieber 50 einpacken soll und ob’s der alte H&M Sonnenhut noch tut oder ich mir ein neues Teil zulegen soll.
Ich stelle fest, dass November eigentlich der optimale Zeitpunkt ist, eine Weltreise zu starten. Zumindest für alle Sonnenkinder, die den Winter genauso lieben wie ich.
Aber realisiere ich es, dass ich eine Weltreise mache? Nein, definitiv nicht.
Ich kann ehrlich gesagt nicht sagen, wie ich mich fühle. Es ist einfach unbeschreiblich. Ein Mix aus Freude, Aufregung, Neugier, Wehmut und Respekt vor dem Ungewissen.
Und natürlich schiessen mir viele Frage durch den Kopf.
Haben wir an alles gedacht? Wie wird es uns ergehen? Mit welchen Problemen werden wir konfrontiert? Werden wir irgendwann reisemüde? Sind wir vielleicht irgendwann genervt vom vielen unterwegs sein?
Wie ergeht es uns als Paar und verändert sich unsere Beziehung dadurch?
Alles Fragen, worauf mir niemand heute eine Antwort geben kann. Aber genau das ist irgendwie das spannende. Ein Leben lang ist man ständig durch getaktet und hat einen vollen Terminkalender, da fühlt es sich richtig befreiend an, mal nicht zu wissen, was morgen ansteht und was nächsten Samstag geplant ist.
Auch wenn wir beide schon geübt im Backpacking sind, seit einigen Jahren weit weg von Zuhause wohnen und beide schon einen Auslandsaufenthalt in Australien hinter uns haben ist es diesmal anders. Es ist extremer.
Der Schritt ist größer und verlangt deutlich mehr Mut ab.
Umso näher die Abreise rückt, desto deutlicher wird mir das.
Die letzten Tage Zuhause bei meiner Familie wird mir das Ganze etwas bewusster. Ich realisiere es noch lange nicht, aber mir wird zumindest bewusst, wie gut es mir geht und was für ein Glück ich habe. Diese ständige Selbstverständlichkeit, die man im Alltag viel zu oft empfindet, konnte ich komplett ablegen.
Ich schätze mich glücklich und bin dankbar.
Ich dachte wirklich, meine Vorfreude wird keine Grenzen kennen, kurz vor der Abreise. Monatelang haben wir auf diesen Tag hin gefiebert, hart dafür gespart und ständig verzichtet um uns diesen Traum erfüllen zu können. Wir haben eine ganze Menge Organisation und Planung auf uns genommen, um bestmöglich vorbereitet zu sein. Und dann wird diese erwartete Vorfreude so stark von anderen Gefühlen übertrumpft?
Mir wird immer klarer, dass das scheinbar ganz normal ist, denn ich glaube, niemand freut sich darüber seine Familie, Freunde und alles was ihm lieb ist, für so lange Zeit hinter sich zu lassen.
Aber jetzt Schluss mit dem Gejammer… Wir wollten es so! Und tief in mir drin, bin ich mir sicher, da wartet etwas ganz Großes auf uns und früher oder später wird sie kommen, die Vorfreude und dann in geballter Ladung :-)
Von Katrin
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